Über den Bombenanschlag Anfang März haben wir bereits geschrieben. Er hat Bangalore im wahrsten Sinne des Wortes getroffen, den Puls der Stadt aber letztlich nur kurz aus dem Takt gebracht.
Hitze, Staub und vor allem Wassermangel sind es, was den Menschen dauerhaft zusetzt - und das in immer drastischerem Maße. Es sei die größte Trockenheit seit 30 - 40 Jahren, sagen Regierungsvertreter.
Vor allem an den Rändern der Stadt ist die Lage ernst. Anwohner erhalten zum Teil nur noch am Morgen und Abend für wenige Stunden Wasser. Immer mehr sind gänzlich abhängig von den unzähligen Tanker-LKWs, die Wasser anliefern. Doch die Preise für diese Wasserlieferungen sind in den letzten Wochen bis ums Doppelte gestiegen.
Gefühlt haben sich auch die Preise für normale Wasserflaschen erhöht, 5 Liter Kanister mit Trinkwasser sind auch für uns regelmäßig ausverkauft.
Bei Wassermangel denkt man entsprechend zuerst an Trinkwasser bzw. Durst. Aber es bedeuted auch keine Toilettenspülung, eingeschränkte Körperhygene, kein Abwaschwasser und Auswirkungen auf die Wirtschaft hat es auch. Die Kosten für Restaurants und Hotels steigen, auch die Textilindustrie um Bangalore soll betroffen sein; von den Auswirkungen für die Landwirtschaft ganz zu schweigen.
Ein Riss in der Fassade
Auch in unserer Community zeigen sich erste Spuren - wenn auch (noch) in kleinerem Rahmen:
Der sonst stets grüne Rasen wird gelb, mehr vertrocknete Blätter säumen die Wege, das Pool-Wasser wird nicht mehr erneuert, wer sein Auto zu häufig wäscht muss Strafe zahlen. Es sind Kleinigkeiten, natürlich. Doch theatralisch ausgedrückt ist es der erste Riss in einer sonst perfekt erscheinenden Fassade.
Wer es noch apokalyptischer mag: Die Corona-Pandemie war vlt. nicht die einzige Ausnahmesituation unserer Generation, auch in Deutschland. Denn es ist das eine, von der Klimaerwärmung zu hören, während man durch die heimische Natur läuft und das Trinkwasser aus dem Hahn kommt.
Bangalore lässt einen erleben, wovor auch in Deutschland gewarnt wird - Müll überall, Luft voller Abgase und nun auch fehlendes Wasser bei täglich 35 Grad
Celsius. Apokalypse Bangalore? Ein bisschen fühlt es sich derzeit so an.
Gründe für den Wassermangel
Generell bezieht Bangalore den größten Teil seines Wassers aus dem Fluss Cauvery. Die Gebiete, die keinen Zugang zu Cauvery-Wasseranschlüssen haben, sind auf Bohrbrunnen für Grundwasser oder Tankwagenlieferungen angewiesen.
Zu wenig Niederschlag während der Monsunzeit in 2023 und sehr hohe Temperaturen bereits früher als üblich in diesem Jahr haben sowohl den Pegel des Cauvery-Flusses als auch den Grundwasserspiegel in Bangalore dramatisch gesenkt.
In den indischen Medien wird auch Wasserverlust durch alte Leitungen und eine gewisse Bestechlichkeit der Anbieter von Wassertankern kritisiert - wer mehr zahlt, bekomme Wasser, das eigentlich für ärmere Stadtteile bestimmt ist.
Und letztlich ist es sicherlich auch die schiere Bevölkerungszahl und das immer wieder unstrukturierte Wachstum der Stadt, die ihren Teil zum Problem beitragen: 2000 hatte Bangalore 5,5 Millionen Bewohner, 2010 schon 8,2 Millionen und jetzt sind es 14 Millionen!
Vergangeheit und Zukunft lassen vermuten, dass eine Besserung der Lage vorerst nicht in Sicht ist. Bereits 2016 gab es eine Wasserkrise, die in Bangalore teilweise zum Ausnahmezustand führte. Das Thema ist also alles andere als neu.
Aktuell versucht die Regierung Kanatakas, das Problem kurzzeitig u.a. mit der Übernahme privater Tankfahrzeuge sowie dem geplanten Umfunktionieren von Milchtankwagen zu lindern. Der Bedarf ist enorm: Die Stadt erhält rund 1,4 Millionen Liter Wasser pro Tag aus dem Cauvery-Fluss. Weitere 1,6 Millionen Liter am Tag müssen die Menschen Bangalores aus anderer Quelle erhalten.
Mit dem ersten Regen ist frühestens Ende April zu rechnen, die eigentliche Monsoon-Zeit beginnt in der Regel nicht vor Juni.
Indien hat viele Herausforderungen. Gerade in den großen Städten ist von Natur und Umweltschutz wenig zu spüren. Gleichzeitig hat das Land herzensgute Menschen und spektakuläre Landschaften.
Folge uns deshalb von der "Apokalypse Bangalore" nach Manali im Himalaya und genieße die kühle, saubere Bergluft.
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