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Jaipur und der Palast der Winde

Jaipur ist unsere erste Station in Rajasthan. Die pinke Stadt wird sie genannt. Sie beherbergt nicht nur den Palast der Winde (Hawa Mahal), sondern auch einen luxuriösen Stadtpalast, ein Observatorium (Jantar Mantar) und Jai Mahal, einen versunker Palast. Ganz in der Nähe lohnt auch Fort Amber einen Besuch. 

Sonntagabend landen wir in Jaipur und treffen endlich auf meine Eltern, die die letzten drei Tage alleine in Dehli verbracht haben. Auf der Terrasse unseres Homestays leeren wir eine Flasche Wein und bringen uns auf den neuesten Stand.

Bazar-Entdeckungstour

Am nächsten Morgen fahren wir um 8 Uhr in die pinke Stadt. Wir steigen an einem Markt ca. 1 km vor dem Hawa Mahal, dem Palast der Winde, aus und lassen uns durch die engen Gassen treiben. Die Shops haben noch nicht geöffnet und so können wir ausgiebig die schönen Häuser bewundern. Die pink City ist eigentlich gar nicht pink, eher orange.

 

Während des Tages erfahren wir, dass früher alle Gebäude gelb waren, auch heute noch sind innen die meisten Gebäude gelb angestrichen. Zu Ehren eines Gastes aus England wurden die Gebäude dann in brick color - backsteinfarben - angestrichen. Der Gast hat dann die Stadt bewundert und sie pink City genannt. Ob der Mann mit Farben nicht zurecht gekommen ist oder es ein sprachliches Missverständnis war lässt sich nicht klären, heute ist es die pink City.

Als wir vor einem besonders schönen Haus Bilder knipsen, kommt der Besitzer auf uns zu. Das Haus sei bereits 125 Jahre alt erzählt er, und lädt uns in seine Wohnung ein. Im Gänsemarsch laufen wir die engen Stufen hinter ihm her, betreten die Wohnung und werden in das Zimmer seiner Tochter geführt. Hier strahlt die Sonne durch die bunt verglasten Fenster, der Raum bleibt aber dennoch gemütlich dunkel, sodass die Hitze ausgesperrt bleibt.

 

Bevor wir uns versehen können, sitzen wir auf der Couch, bekommen Kaju Katli (Süßigkeiten aus Cashew-Nüssen) und Namkii (eine Art Chipsmischung) und Tee angeboten. Unsicher lehnen wir den Tee ab, wollen wir doch niemandem extra Arbeit machen. Ehefrau und Tochter werden vorgestellt, wir tauschen uns ein Weilchen aus und schießen beim verabschieden noch ein Selfie.

Zurück in den engen Gassen werden wir von einem weiteren Mann aufgefordert ihm zu folgen. Wir treten durch eine unscheinbare Tür und werden überrascht: Wir stehen offenbar mitten in einem alten palastähnlichen Anwesen, an dem der Zahn der Zeit genagt hat. Wir freuen uns über diese Entdeckungen und die Gastfreundschaft und den Spaziergang mit der noch angenehmen Morgenluft.

Wir schlagen uns weiter durch bis zum Hawa Mahal, frühstücken unterwegs an einem Straßenstand noch Reis mit Granatapfelkernen, Rosinen, Nüssen und Kräutern. Ein Gedicht 🩷. Und Am Straßenrand warten Handwerker darauf engagiert zu werden und freuen sich über Selfies mit uns.

Hawa Mahal: Der Palast der Winde

Der Hawa Mahal war ein Palast für die Frauen des Maharadschas. Diese durften den Palast nicht verlassen und sich keinem Mann zeigen. Aus diesem Grund baute der Maharadscha diesen Palast angrenzend an den Stadtpalast, nicht zum Wohnen, sondern, dass seine Ehefrauen durch die 365 Fenster das Geschehen auf der Straße und dem Markt beobachten konnten ohne gesehen zu werden. So konnten sie zumindest etwas Ablenkung finden, Fernseher gab es ja noch nicht.

 

Das Gebäude wird auch Palast der Winde genannt umd kommt auch in einem Roman, der mich sehr von Indien überzeugt hat zur Sprache: Palast der Winde von Mary M. Kaye. Vom außen ist dieses Gebäude wahrscheinlich eines der meistfotografierten Gebäude Indiens und sehr beeindruckend. Wir lassen uns auch eine Führung durch den Palast geben - die braucht es aber eigentlich nicht. 

Die sieben Stockwerke des Hawa Mahal sind ohne Fundament auf den Boden gebaut und damit das höchste Gebäude der Welt ohne Fundament. Es ist so konzipiert, dass immer ein kühler Windhauch durch die langen Flure ziehen kann, deshalb auch Palast der Winde. Ein Schlafzimmer sucht man hier aber vergeblich, der Palast war nicht zum Wohnen gebaut.
Die verschiedenen Stockwerke sind nicht nur über Treppen, sondern auch über Rampen erreichbar. Das liegt daran, dass die Prinzessinen teils mit so schwerem Juwelenschmuck behangen waren, dass sie nicht mehr laufen konnten und in einer Art Rollstuhl durch den Palast gerollt wurden. 

Nach diesen interessanten Eindrücken brauchen wir eine Pause. Im Tatoo Café finden wir nicht nur einen hervorragenden Blick auf die Front des Palast der Winde, sondern auch leckeres kontinentales Essen und guten Kaffee.

Jantar Mantar

Im Anschluss daran halten wir es für eine gute Idee in der Mittagssonne Jantar Mantar, das Observatorium zu besuchen. Hier entschließen wir uns gegen einen Führer, auch wenn wir dann die Anlage mit Sicherheit besser verstehen würden. So genießen wir einfach nur die spannende Architektur und eine schattige Bank.

City Palace

Als nächstes suchen wir den Eingang des City Palace. Recht schnell finden wir diesen auch und nehmen uns einen Führer. Um ehrlich zu sein glaube ich im Nachgang nicht, dass es ein offizieller Führer war, aber er war lustig und nett und hat sich viel Zeit für uns genommen und sehr gut englisch gesprochen. 

 

Als erstes führt unser Weg durch eine Ausstellung von Kleidung der Könige. Darunter auch die Kleidung des Gründers von Jaipur, Jai Sing II. Er benannte die Stadt einfach nach sich - Jai, wie sein Vorname, Pur heißt Stadt. So sind auch die anderen Städte in Rajasthan leicht zu erklären: JodPUR, UdaiPUR, ... 

 

Der dritte König war nicht nur extrem groß, sondern auch extrem dick, angeblich über 250kg. Seine Kleidung war so groß wie Bettlaken. Die Ausstellung befindet sich im Gästehaus des Schlosses. Um allen Gästen einen Wohlfühlort zu bieten enthält die Außendekoration des Hauses Elemente aus dem Islam, dem Hinduismus und dem Christentum - ein schöner Gedanke!

 

Der Führer hat einige Geschichten auf Lager, so auch, dass es auf den indischen Toiletten kein Klopapier gibt, weil das Essen so scharf ist, dass das Papier Feuer fangen würde.

Nach dem Gästehaus geht es über eine, mit Säulen verzierte Tanzfläche in die ehemalige Audienzhalle. Die Wände sind kunstvoll mit Naturfarben und Gold bemalt, die Farben wurden seit dem 350 jährigen Bestehen nicht aufgefrischt, leuchten aber dennoch kräftig. An den Wänden können wir Porträts der alten Könige betrachten. Jaipur hat eine reine Königskultur, keine Königinnen.

 

Der letzte König hat nur eine Tochter bekommen und keine weiteren Kinder. Seine Tochter wiederum bekam 2 Söhne und eine Tochter. Um die Königslinie  nicht aussterben zu lassen, adoptierte der König seinen Enkelsohn. Mit dem Tod des Königs war die Nachfolge durch seinen Adoptivsohn geregelt. Dieser ist nun König und seine Mutter seine Schwester - Familie ist irgendwie immer spannend 😅.

Der König bekommt angeblich viele Beschwerden per Mail, von Touristen die auf Pashmina und Blockdruck Händler reinfallen. Aus diesem Grund hat er als Teil der Palastführung eine Vorführung von Blockdruck und Erkennungszeichen von echtem Pashmina eingeführt.

 

Da der König im Schloss ist, dürfen wir nicht direkt zu dem Teil der Ausstellung laufen, sondern werden mit dem Tuktuk gefahren. Wir ahnen es bereits und landen in einem Shop. Hier wird uns erstmal ein bisschen was erklärt und dann sehr viel gezeigt. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob es tatsächlich Teil der Ausstellung ist. Wir kaufen nur eine Kleinigkeit und fahren dann wieder zurück zum Eingang des Palasts, die Sonne ist bereits untergegangen.

Jai Mahal

Wir treffen unseren Fahrer Prakash und fahren zu unserem letzten Stop, dem Jai Mahal. Diesen Palast kann man ausschließlich von einem Aussichtspunkt betrachten, er ist Besuchern nicht zugänglich. Der Palast liegt in einem See, vier Stockwerke liegen unter Wasser, nur zwei Stockwerke sind sichtbar. Im Dunkeln oder der Dämmerung ist der Palast sehr schön anzusehen. 

Abends essen wir in einem Restaurant um die Ecke sehr gut, genießen noch einen Wein auf der Terrasse unseres Homestays und gehen dann schlafen. 


Fort Amber

Am nächsten Morgen frühstücken wir mit Blick auf den Palast der Winde im Tatoo Café. Im Anschluss fahren wir zum Fort Amber, das nur 20 Minuten vom Palast der Winde entfernt liegt. Das Fort erstreckt sich über den Bergrücken, die gelben Gebäude sind prächtig und weithin sichtbar.

Wir steigen aus und werden wie von Moskitos im Dschungel von Händlern umringt. Jeder will uns etwas verkaufen, eine Jeepfahrt zum Fort, einen Sonnenschirm, Armbänder, Decken, ... Es ist furchtbar. Inmitten dieser Händler Traube laufen wir dann 10 Minuten den Weg bis zum Fort nach oben. Die Aussicht ist toll, aber die aufdringlichen Händler, die ein Nein nicht verstehen nerven furchtbar und trüben die Erfahrung deutlich.

 

Im Fort angekommen kaufen wir uns so schnell wie möglich ein Ticket, um den Massen zu entgehen. Und tatsächlich, kaum sind wir durch die Ticketkontrolle wird es etwas weniger anstrengend. Im Fort sehen wir unter anderem einen Spiegelsaal, der König sah sich gerne an. Hier könnte man noch etwas länger Zeit verbringen, wir haben aber noch 7 Stunden Fahrt nach Bikaner vor uns und so stürzen wir uns wieder in die Flut aus Händlern und machen uns auf den Weg zum Auto. 


Dieser Bericht ist Teil einer mehrtägigen Reise durch Rajastan. Weiter geht es für uns Richtung Bikaner, wo wir zwei Nächte in der Wüste verbringen.

 

Was wir dabei erleben und warum bereits die Anreise in die Wüste ein kleines Abenteuer ist, kannst du hier lesen: Bikaner - Glamping in Camp Rajputana.


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