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Ein Marathon in Vietnam

Ich plane, an einem spannenden Lauf im Himalaya Gebirge teilzunehmen. Zur Qualifikation muss man zwischen Oktober 2022 und September 2023 zwei Marathons innerhalb von 5 Stunden gelaufen sein. Einen habe ich schon abgeschlossen, in München. Ein zweiter fehlt bisher, also melde ich mich relativ spontan und mit zwei Wochen Vorlauf an.

 

Ich suche intensiv nach Marathons in der Gegend. Der Lauf in Da Nang, Vietnam, ist einer der wenigen die bis September noch stattfinden und die Anmeldung noch offen ist. Also buche ich spontan Flüge und Hotel, melde mich an und beichte der Trainerin meiner Laufgruppe davon.

Die beiden Wochen vor dem Marathon trainiere ich normal weiter, ich möchte ja keine Bestzeit erreichen, sondern versuche den Marathon als Longrun im Trainingsplan zu sehen.


Freitagabend geht es los. Um 23 Uhr fliege ich über Bangkok nach Da Nang. Ich bemühe mich so gut es geht im Flieger zu schlafen. Um 9 Uhr früh lande ich in Da Nang und bin bereits eine dreiviertel Stunde später im Hotel. Hier kann ich zum Glück früh einchecken. Das Zimmer ist nicht besonders sauber, aber Bettwäsche und Handtücher sind frisch und ich beschließe, dass das ausreichend ist. Nur 1.5 Kilometer sind es vom Hotel zum Startpunkt des Marathons, das ist schon ein Feature. 

 

Ich ziehe mich kurz um, dann geht's zum Startunterlagen abholen. Die Hitze erschlägt mich fast, es sind 35 Grad. Der Marathon ist gut organisiert und so habe ich die Startunterlagen schnell zusammen. Ich stöber noch ein bisschen auf der Expo, kaufe Gels und ein Käppi, dann geh ich am Strand entlang zum Mittagessen. 

Während ich aufs Essen warte, merke ich, wie ein schwerer Vorhang über mich fällt. Jetzt spüre ich den schlechten Schlaf der letzten Nacht. Nach dem Essen mache ich mich auf ins Hotel und schlaf erstmal eine Runde. Gegen 16 Uhr wache ich auf, schaue 'Brittany runs a Marathon' und versorge mich mit Kohlenhydraten, aka Salzbrezeln und Keksen. Danach dreh ich noch ne schnelle Runde zum Meer, packe meine Sachen und leg mich wieder schlafen.

Auf zum Marathon-Start

Um 1 Uhr früh klingelt der Wecker. Ich habe gut geschlafen, fühle mich fit und frühstücke erstmal einen Müsliriegel. Dann jogge ich die 1.5 Kilometer gemütlich zum Start, um mich entsprechend aufzuwärmen. Vor Ort komme ich schon mit ein paar Läufern ins Gespräch, zum Beispiel Marc aus China. Nach dem die wichtigsten Sachen geklärt sind - welche Zielzeit, welche Schuhe, welche Uhr 😅 fragt er mich noch, ob aus deutscher Sicht Hongkong und Taiwan ein Land oder eine Stadt/Region in China sind.

Pünktlich um 3 Uhr fällt der Startschuss. Ich bin so motiviert, dass ich am liebsten losschiessen würde, aber das würde ich am Ende sehr bereuen. Also behalte ich über die Uhr mein Tempo im Auge und finde auch bald eine Gruppe an Läufern, die im ähnlichen Tempo rennt. 


Nachts ist es noch angenehm, 28 Grad und eine regelmäßige Brise machen das Laufen ganz gut möglich. Der Weg führt konstant am Meer entlang, erst in die eine, dann die andere Richtung. 

Die ersten 35 Kilometer genieße ich den Lauf sehr. Es ist flach, meine Playlist/Podcast ist super und über dem Meer geht die Sonne auf. Fischerboote schaukeln im sanften Wellengang und am Strand treffen sich die Leute zum Sonnenaufgang betrachten oder zum Thai Chi (oder so). 

 

Nach 35 Kilometern habe ich langsam keine Lust mehr. Es tut zwar nichts weh, aber mit der Sonne wird es langsam wärmer und überhaupt. Aber ich laufe weiter, von einer Verpflegungsstation zur nächsten. Überall trinke ich Wasser, gehe zwei drei Schritte und laufe dann weiter.

 

Die letzten beiden Kilometer sind die nervigsten. Keiner joggt mehr, alle gehen gemütlich ins Ziel spazieren. Da fällt es mir umso schwerer weiter zu laufen. Aber ich will lieber schnell ins Ziel, als noch von der Sonne gebacken zu werden und so raffe ich mich zum Schlusssprint auf. Vom Moderator werde ich noch angefeuert, dann überquere ich nach 4 Stunden, 27 Minuten und 53 Sekunden die Ziellinie. 

Gleich danach bekomme ich meine Medaille, treffe wieder auf Marc, den chinesischen Läufer und gemeinsam holen wir mein Finisher Shirt ab. Er ist bereits eine Stunde vor mir ins Ziel gekommen und hat seine Zielzeit erreicht. Ich bin happy und nach einem gemeinsamen Foto gehe ich sehr langsam zurück zum Hotel. 


Dort dusche ich, packe und fahre dann mit dem Taxi in ein kleines veganen Café zum frühstücken. Von dort geht es zum Flughafen und über Bangkok zurück nach Bangalore. Was für ein großartiges Wochenende!


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