Das letzte Wochenende im Juni wollen wir entspannt angehen, aber dennoch nicht nur in unserer Wohnanlage bleiben. Die Lösung: Ein Wochenendtrip mit dem Auto. Als Ziel habe ich ein altes Fort herausgesucht, das mit reicher Geschichte und schöner Architektur lockt. Oder um es mit Stephanies Worten zu sagen "Martin will alte Steine gucken." Recht hat sie, aber Spoiler: Es wird ihr auch sehr gefallen.
Wir starten früh am Samstag, um dem massiven Verkehr auf den Straßen voraus zu sein und sind damit schon nach 3,5 Stunden am Ziel in Chitradurga. Für indische Verhältnisse liegt das Fort damit praktisch "um die Ecke" ;-). Auch das Wetter ist gnädig gestimmt: Einzelne Wolken und leichter Wind spenden Schatten und Kühle und machen die Erkundung der Anlage sehr angenhem. Und erkunden kann man viel!
Chitradurga Fort
Das Fort erstreckt sich über mehrere kleinere Berge und wurde zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert erbaut und erweitert. Kennzeichnend sind bzw. waren sieben Ringmauern mit entsprechenden Toren, die den Kern des Forts umgeben und schützen. Daher hat die Anlage übrigens auch ihren lokalen Namen Elusuttina Kote - Das Fort der sieben Ringe.
Wir nehmen uns einen lokalen Guide und durchqueren mit ihm alle noch stehenden Tore bis zum Zentrum der Befestigung.
Unterwegs weist er uns immer wieder auf Details hin, deren Bedeutung uns allein vermutlich entgangen wäre. So zeigten Fische aus Stein an der Mauer die Richtung zu Trinkwasser-Reservoirs und dienten Einkerbungen über kleinen Wohnhöhlen als Abtropfschutz bei Regen.
Ein weiteres Highlight für die Locals ist die Geschichte von Obavva. Diese war Frau eines einfachen Soldaten und soll bei einer Belagerung des Forts tapfer bei dessen Verteidigung geholfen haben:
Als nämlich die Angreifer durch einen kleinen Kanal heimlich ins Fort eindringen wollten, bemerkte das Obavva, versteckte sich in einer Felsnische und erschlug mehrere Feinde mit einem Stößel. Das nennt man dann wohl Frauenpower im Mittelalter...
Gegen Mittag haben wir das Fort sowohl mit Guide als auch allein ausgiebig erkundet, zahleiche Selfies mit zahleichen Inder:innen gemacht, (noch mehr Selfies dankend abgelehnt) und merken: Der Tag ist noch recht jung - und eigentlich gibt die angrenzende Stadt nicht mehr so viel her, um hier übernachten.
Ursprünglich haben wir nämlich ein Hotelzimmer vor Ort gebucht, um weniger Stress bei Sightseeing und Autofahren zu haben. Aber nun planen wir spontan um: Unserem Driver Pawan ist es recht, am Nachmittag wieder zurück nach Bangalore zu fahren und das Hotel können wir auch problemlos stornieren.
Höhlen von Chandravalli
Bevor es wieder heim geht, besichtigen wir aber noch einen historischen Höhlenkomplex in der Nähe. Ich schaue mir staubige Steine nämlich nicht gern über, sondern auch unter der Erde an ;-).
Die Höhlen liegen etwas abseits der Stadt und sollten am besten mit einem Guide (und einer Taschenlampe) besucht werden. Denn im Inneren ist es wirklich dunkel und die Wege sind niedrig und eng.
Was wir dann in der Dunkelheit erkennen, überrascht uns doch sehr: Sitznischen, Verzierungen, kleine Räume, die verbunden sind. Unser Führer erklärt, dass die Höhle vor langer Zeit von Geistlichen regelrecht bewohnt und zur Meditation genutzt wurde.
Wir durchqueren verschiedene Passagen, den Kopf stets geduckt. 24 Meter tief sind wir mittlerweile unter der Erde, es wird immer wärmer. Im letzten Raum macht der Guide dann die Taschenlampe aus, komplette Schwärze umgibt uns. Da sind wir dann doch froh, als wir nach gut einer halben Stunde wieder am Höhleneingang und im Tageslicht stehen.
Bevor wir uns verabschieden, lässt es sich der Führer nicht nehmen, uns ausgiebig vor der Steinkulisse zu fotografieren: Mit klaren Anweisungen holte er das Maximum an Posen aus mir heraus. Ich trage es mit Fassung und gehe - wie so oft in Indien - einfach mit dem Flow und erfreue mich am Augenblick.
Als wir im Auto sitzen, fängt es an zu Regnen - welch ein gutes Timing von uns und ein glücklicher Abschluss eines tollen Tages. Und das Beste: Da wir noch Samstagabend daheim ankommen, haben wir den kompletten nächten Tag zum Ausspannen in Bangalore.
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