Wir wohnen im Stadtviertel Whitefield in Bangalore. Whitefield ist ein recht neues Viertel und lebt vor allem von seinen vielen Büros. Firmen wie SAP, Harman oder eben auch BSH sind hier angesiedelt. Am Wochenende ist es hier etwas ruhiger als in anderen Bezirken, trotzdem gibt es viele tolle Restaurants, Bars und Clubs.
Wir leben in einer sogenannten Gated Community, Windmills Of Your Mind. Die Wohnungen und Villen hier sind umgeben von einem Zaun, an den Pforten stehen Wachmänner, die nur Anwohner, Personal oder Lieferanten einlassen. Dadurch herrscht hier kein Durchgangsverkehr, die Straßen sind sauber und gepflegt.
Über eine App erhalten wir vom Tor Anfragen, wenn jemand etwas liefern möchte, Besuch da ist oder neue Rechnungen eingetroffen sind. Funktioniert etwas nicht oder braucht man jemanden, der Einem ein Bild aufhängt, macht man einfach ein Ticket auf und schnell wird einem geholfen. Das ist unglaublich komfortabel.
Zur Community gehören ein Outdoor- und ein Indoor-Pool, ein Fitnessraum, Tennis-, Badminton- und Squash Felder, ein kleines privates Kino, das man mieten kann, ein Café mit Bücherei im Clubhouse sowie ein Spielplatz, eine Hundewiese und ein Cricketplatz.
In der Community wird immer etwas geboten, Feste, wie zum Beispiel der Republic Day, werden gemeinsam gefeiert.
Hier wohnen nicht nur Expats zum Glück, sondern auch viele Inder. Schnell finden wir in unserer Nachbarschaft Freunde.
Tour durch unser Appartement
Wir wohnen in einem 3BHK Apartment, was für drei Schlafzimmer steht. Jedes Schlafzimmer verfügt über ein Bad en Suite. Außerdem haben wir eine offene Küche, die sich zum Wohn-Esszimmer anschließt, einen Hauswirtschaftsraum und eine Speisekammer. Dazu einen Balkon auf Pflanzen und sogar eine Rasenfläche wachsen. Besonders der Balkon ist eine kleine grüne Oase und wir verbringen hier so viel Zeit wie möglich. Es ist einfach toll, jeden Morgen draußen frühstücken zu können.
Die Wohnung ist im 9ten Stock und unser Balkon liegt in Richtung eines Restaurants, das Abends gerne Jazz spielt. Das Restaurant ist unglaublich gut und wir sind hier auch des Öfteren anzutreffen. Gegen 23 Uhr kehrt auch im Restaurant Ruhe ein.
Die Stille der Nacht wird nur noch unterbrochen vom Brummen der Generatoren, Hundebellen und aus der Ferne ein wenig Verkehrslärm. Morgens gurren die Tauben und die Wachablöse sammelt sich zum Morgenappel. An die Geräusche haben wir uns schnell gewöhnt. Ein Glück, die Fenster schließen nämlich lang nicht so dicht wie wir es gewohnt sind.
Die Wohnung ist gut ausgestattet, mit Gasherd, Ofen (eher selten für Indien), einem großen Bosch Kühlschrank (für den wir ein wenig kämpfen mussten), einer Bosch Waschmaschine, Fernseher, etc.
Da wir die Wohnung möbliert gemietet haben entspricht die Einrichtung nicht immer unbedingt unserem Geschmack, ist aber praktisch und schlicht. Was auffällt ist, dass keines der Betten einen Lattenrost hat. Sie sind hart aber trotzdem sehr bequem.
Die kleinen Probleme des Alltags
So ganz glatt läuft aber nicht alles. Zu Beginn funktioniert die Waschmaschine nicht. Durch den Leerstand zuvor haben sich wohl Algen eingesiedelt und die Waschmaschine wäscht nicht richtig. Die Kleidung ist hinterher mit grünen Sprenkeln übersät und riecht seltsam. Es kommt einige Male ein Techniker, der die Maschine säubert und auch wir lassen sie mit Reinigungsmittel laufen. Es hilft nichts, am Ende überzeugen wir nach knapp einem Monat unseren Vermieter eine neue Maschine für uns zu kaufen.
Damit aber noch nicht genug. Auch der Kühlschrank versagt. Zweimal ist er am Wochenende ausgefallen, zweimal ist unser Essen verdorben. Jedes mal konnte er zwar wieder repariert werden, aber es war klar, dass das Problem sich nicht langfristig beheben lässt. Der alte Kühlschrank fliegt raus und wird durch ein hochwertiges Modell von Bosch ersetzt.
Ansonsten leckt entweder die Dusche, ein Boiler funktioniert nicht, die Ventilatorenregler funktionieren nicht, die Gartenlampe steht schief und der Wasserfilter tanzt uns auf der Nase herum. Jedes Mal kommt zuerst jemand vom Hausmeisterdienst und prüft ob es wirklich kaputt ist. Danach wird ein Techniker geschickt, dem eine Reparatur meistens schnell gelingt. Wenn das nicht klappt, wird eine dritte Partei hinzugefügt. Das ist dann meistens der Hersteller oder Servicetechniker der entsprechenden Firma. Es geht zwar schnell, nervt aber trotzdem, dass gefühlt jede Woche etwas anderes nicht funktioniert.
Unter Strom weil ohne Strom
Der Supergau kam erst vor kurzem: offenbar haben wir eine Rechnung für den Strom zu spät bezahlt. Zu unserer Verteidigung: Wir bekommen so viele (Werbe)Nachrichten durch die Community, als Mail, App-News und SMS, dass man Dinge leicht übersehen kann. Am Tag zuvor spricht uns noch der Hausmeister darauf an, dass eine Rechnung vorliegt und wir sie bezahlen sollen. Er schickt sie uns auch per WhatsApp zu.
Wir bezahlen am nächsten Tag morgens. Mittags ist auf einmal ein Stromausfall. Normalerweise springt der Generator recht schnell an, doch heute passiert nichts. Ich kann zum Glück meinen Call noch weiter fortführen, denn unser WLAN Router hängt an einem Akku. Zumindest für eine Stunde hat er noch genügend Strom. Währenddessen ruft Martin beim Helpdesk an. Dort erfährt er, dass man uns den Strom abgestellt hat, da wir die Rechnung nicht bezahlt hätten. Wir können nachweisen, dass die Rechnung mittlerweile bezahlt ist und so wird uns zugesichert, den Strom schnell wieder anzustellen. Leider sind die Techniker in die Mittagspause gegangen. Und so bleiben wir erstmal ohne Strom.
Als dann der Akku für den Router auch versagt und das verzweifelte Piepsen des Kühlschranks immer drängender wird, marschieren wir wütend direkt zum Clubhouse, nur um dort auf zwei andere Expats in ähnlicher Misere zu treffen. Es dauert noch eine Weile, dann wird der Strom endlich wieder angestellt.
Die Stromrechnung ist übrigens die Einzige, die nicht über die App kommt. Sie wird einem auch nicht postalisch zugestellt, sondern man bekommt eine Mail, dass man die Rechnung im Clubhouse abholen soll. Daher kam es zu dem Missverständnis über die Bezahlung der Stromrechnung.
Du hast Lust auf weitere Erlebnisse? Dann sei mutig und stelle dich dem hektischen Straßenverkehr in Bengaluru.
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