Nach den letzten Ausflügen in die Berge zieht es uns nun ans Meer. 550 km von Bangalore an der süd-westlichen Küste liegt Kochi. Im 14. Jahrhundert wurde die Stadt 'Queen of Arabian Sea' genannt, sie war ein wichtiges Handelszentrum für Gewürze.
Deutlich sieht man die Einflüsse der Holländer, Portugiesen und Briten, das Stadtbild von Fort Kochi, der Altstadt, unterscheidet sich deutlich von typisch indischen Städten.
Freitag um 4 Uhr früh klingelt der Wecker, um viertel nach vier schon der Fahrer. Mit sehr kleinen Augen machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Weil sie Einem den Prozess des Abfliegens nicht gerade leicht machen, haben wir keinerlei Wartezeit und kommen pünktlich zum Checkin am Gate an. Eineinhalb Stunden später werden wir unsanft geweckt - wir sind gelandet.
Vom Flughafen geht es nochmal eine Stunde ins Hotel. Ich muss heute noch arbeiten, genieße aber dabei den Ausblick aufs Meer und die Delphine, die sich direkt vor unserem Zimmerfenster im Meer tummeln. Und mit meinen lieben Kolleg:innen geht der Arbeitstag auch schnell vorbei.
Zum Sonnenuntergang steigen wir auf ein Boot und machen eine kleine Tour durch die Backwaters vor Fort Kochi. Vom Boot aus sehen wir Fischernetze an den Ufern. Diese Art des Fischens wurde offenbar von den Chinesen übernommen.
Anschließend genießen wir einen Cocktail und das Abendessen, bevor es uns früh ins Bett zieht.
Fort Kochi
Am nächsten Morgen fahren wir von unserem Hotel mit der regulären Fähre nach Fort Kochi. Die Fahrt kostet für uns beide gerademal 15 Cent.
Dann wird strawanzt. Wir spazieren durch das Handelsviertel mit vielen kleinen Warenhäusern. Hier wird noch traditionell mit Reis, Kartoffeln, Zwiebeln und Gewürzen gehandelt und diese in großen Säcken auf LKWs verladen. Es riecht nach Anis und anderen Gewürzen. Staunend laufen wir durch das Viertel und saugen die neuen Eindrücke auf.
Wir erreichen den Dutch Palace. Besonders hier sind die detaillierten alten Wandzeichnungen, die Brahmas Geschichte aufzeigen. Von dort geht es weiter ins jüdische Viertel mit vielen kleinen Geschäften.
Langsam erschlägt uns die Hitze. Die Sonne brennt und gleizeitig ist es sehr feucht. Wir setzen uns in einen Hinterhof und trinken erst einmal einen frisch gepressten Ananassaft. Eine kleine Katze beobachtet uns von ihrem Schattenplatz unter einer Bananen Pflanze.
Erfrischt fahren wir anschließend mit dem Tuktuk zuerst zu dem Homestay, in dem wir in zwei Wochen mit Freunden sein werden. Wir wollen schauen, ob es gut aussieht. Ein Homestay kann mal sehr gut sein und mal eher schmutzig, daher wollten wir einen kurzen Blick darauf werfen. Sieht alles sehr einladend aus und wir freuen uns schon, hier mit Bine und Markus einzuchecken.
Wir fahren weiter bis hoch zum Fort. Einem kurzer Bummel an der Strandpromenade folgt die Einkehr in ein gemütliches Café. Unter einem Feigenbaum genießen wir hier ein Thunfisch-Sandwich und ein French Toast.
Noch ein kurzer Besuch im Fort, dann nehmen wir die Fähre zurück ins Hotel. Gegen 17 Uhr kommen wir an, verschwitzt und müde. Da muntert uns das Schwimmen im Pool schnell wieder auf.
Im Sonnenuntergang genießen wir Cocktails auf der Terasse. Ein Schiff landet an, darauf jede Menge junge Ärzt:innen, die den Abschluss eines Kongresses feiern. Ihr DJ hat den ein oder anderen Hit eingepackt und wir schmettern fröhlich 'Bella ciao' und 'Marmor, Stein und Eisen bricht'. Das hätten wir hier nun wirklich nicht erwartet.
Biennale
Sonntag frühstücken wir spät. Wir wurden von ein paar Delphinen aufgehalten, die sich vor unserem Fenster getummelt haben, davon konnten wir uns kaum losreißen.
Ausreichend gesättigt fahren wir wieder nach Fort Kochi. Heute wollen wir die Biennale besuchen. Diese findet jedes Jahr im März bis Anfang April statt und ist in Indien recht bekannt. Nationale und internationale Künstler stellen hier aus, Bilder, Skulpturen und kurze Filme. Die Ausstellungsräume sind in der Altstadt verteilt, in alten Lager- und Herrenhäusern.
Viele der Kunstwerke setzen einen Fokus auf Armut oder Krieg. Nicht alle Bilder oder Filme verstehen wir, ein paar finden wir doch eher verstörend.
Ein Film beeindruckt uns sehr: the Camp. Hier wird eine Kamera auf einen Slum in Mumbai gerichtet. Im Zeitraffer ziehen die Tage vorbei. Stärke Regenfälle fallen auf das Camp, danach scheint wieder die Sonne, die Kamera schwenkt vom Camp in eine Vogelperspektive und zeigt, dass gleich nach dem Slum luxuriöse Hochhäuser stehen.
"Wir bauen Ihre Häuser mit unserem Stein, wir nähen Ihre Kleidung mit Garn, das wir mit unseren Spindeln gesponnen haben. Wir haben nichts zu essen, kein Dach über dem Kopf, kein Wasser zu trinken. Das ist nicht fair, das ist nicht richtig." Der Song wird auf Hindi gesungen, eine englische Übersetzung wird eingeblendet. So schön Indien auch ist, es gibt hier doch noch viele soziale Ungerechtigkeit und auch wir sind Teil davon.
Die Hitze vertreibt schließlich die gedrückter Stimmung und lässt Erschöpfung aufkommen. Mit dem Tuktuk fahren wir in ein kleines Fischrestaurant und teilen uns ein Fischcurry.
Abends fliegen wir zurück nach Bangalore. Was für ein eindrückliches Wochenende!
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