Raus aus Bangalore und einen der schönsten Kulturschätze Indiens erleben: Das wollen wir an unserem dritten Wochenende in Indien unternehmen.
Freitag um 17:30 Uhr werden wir von unserem Fahrer abgeholt, 355 km sind es von Bangalore nach Hampi - ca. 7 Stunden Fahrt.
Die ersten beiden davon verbringen wir im Stau durch Bangalore, erst danach heißt es 'freie Fahrt voraus'. Wir dösen vor uns hin und hören Hörbuch, so geht das eigentlich ganz gut. Zwischendurch halten wir zum Abendessen.
Fahrt mit Hindernissen
Kurz vor 1 Uhr Nachts halten wir an, ein beschrankter Bahnübergang. Als endlich der Zug vorbei ist, macht der Fahrer den Motor wieder an - aber es kommt nur das Gemeckere des Anlassers. Das Auto springt nicht an! Der Fahrer, Veeresh, steigt aus und schaut und entdeckt sofort einen platten Reifen. Dieser wird schnell und professionell gewechselt.
Das Auto springt danach aber trotzdem nicht an. Mittlerweile ist es halb 2 Uhr Nachts. Ein paar Busse fahren vorbei, Hunde spielen auf der Straße und vor dem kleinen Hindu Tempel schlafen ein paar Tuktuk-Fahrer. Veeresh versucht den Motor mit allen Mitteln zum Starten zu bringen, sowohl durch herumhantieren am Motor, aber auch mit einem schnellen Gebet. Es bleibt dabei. Nichts geht mehr.
Nach ein paar Telefonaten mit dem Hotel schicken Sie ein Tuktuk los, das uns die letzten sieben Kilometer fährt.
In der Unterkunft angekommen, sind wir ein bisschen überrascht. Es gibt keine Seife, kein Toilettenpapier und das Handtuch ist auch nicht wirklich sauber. Aber erstmal sind wir angekommen, immerhin. Müde fallen wir ins Bett.
Die Ruinen von Hampi
Den nächsten Tag erwachen wir deutlich früher als gewollt. Auf der Banana Farm, wo wir schlafen, beginnt das Leben. Gegen halb 9 geben wir auf und schälen uns aus dem Bett. Zum Frühstück gibt es Masala Dosa, eine Art Pfannkuchen mit Kartoffeln und dazu Banana Lassi.
Anschließend fahren wir mit dem Tuktuk in die alte Tempelstadt, Schuhe aus und dann rein in die Anlage. Über 26 km^2 erstreckt sich die Anlage, die alten Tempel wurden zwischen dem 14ten und 16ten Jahrhundert erbaut. Zwischendurch wurde leider fast alles durch feindliche Eroberungen zerstört, mittlerweile sind aber viele Tempel zumindest teilweise wieder aufgebaut.
Im ersten Tempelkomplex ist vor allem der riesige, imposant verzierte Turm erhalten.
Wir ziehen weiter und steigen auf einen kleinen Hügel zu einem Ganesha Tempel. Auf dem Weg dahin treffen wir auf eine Gruppe Mädels, die alle gerne eine Selfie mit mir haben möchten, jede einzeln 😅. Ich möchte natürlich auch ein Selfie, aber mit allen zusammen. Im Tempel selbst erwartet uns eine beeindruckende Ganesha Statue, ein riesiger, massiver Steinblock.
Mit dem Tuktuk fahren wir ein Stück über den alten Hampi Bazar. Hier haben früher die Dorfbewohner gewohnt. Die Regierung erlaubt das nun nicht mehr und die Familien wurden umgesiedelt. Ravindra, unser Tuktuk-Fahrer ist hier aufgewachsen. Ihm fehlt die Nähe zu den anderen Familien, jetzt, so sagt er, leben alle verstreut um Hampi herum.
Gemeinsam mit ihm gehen wir ein Stück am Fluss entlang. Hier gibt es kleine runde, aus Binsen geflochtene, Boote. In eines dieser steigen wir und erkunden mit einem sympathischen Guide/Bootsführer einige kleine Tempel, die man nur über den Fluss erreichen kann. Die Bootsfahrt ist sehr erfrischend.
Mittags essen wir im Chill Out, einem kleinen gemütlichen Restaurant. Danach geht es weiter. Zu einem Bullen Tempel für Shiva, einem Hanuman (Affengott) Tempel und zu einem weiteren größerem Tempelkomplex, der für mehrere Gottheiten steht. Von dort laufen wir auf einem weiteren ehemaligen Bazar, auf dem Pferde und Edelsteine verkauft wurden zu dem berühmtesten Tempel, dem Vittala Tempel. Trotz der Hitze genießen wir den kleinen Spaziergang sehr, es weht immer ein angenehmes Lüftchen.
Zwischendurch sind wir auf einmal umringt von einer Gruppe Inderinnen. Sie halten uns ihr Handy unter die Nase und schwatzen, und schreien und lachen. Am Telefon ist jemand im Video Call, er soll uns sehen 😅. Danach folgen noch ein dutzend Selfies, bis alle zufrieden sind. Wir fühlen uns ein bisschen wie eine kleine Berühmtheit und spielen gerne mit.
Es ist schon recht spät bis, wir endlich den Vittala Tempel erreichen. Trotzdem nehmen wir uns einen Guide und lassen uns alles erklären, so sieht man deutlich mehr! Er zeigt uns, wie wahnsinnig komplex und durchdacht der Tempel ist. Am Rand der Wedding Hall sind zum Beispiel kleine Ablaufrillen für Wasser. Darin wurden früher Blumen gesteckt. Das Wasser rann dann durch die Blumen in ein Becken mit Kerzen, die ihren ganzen Duft erst durch das Wasser entfalten konnten. Das muss wunderschön gewesen sein.
Der Architekt hatte aber noch weitere Spielereien vorgesehen, z. B. 3D-Skulpturen, die in einer Figur sieben verschiedene Tiere darstellen, je nachdem aus welchem Winkel man schaut. Unser Guide hat außerdem ein Auge und Faible für gute Bilder und so schießt er voller Inbrunst eins nach dem anderen von uns. Wir bleiben in der Tempelanlage bis wir von den Wachmännern rausgepfiffen werden.
Vor dem Tempel fand tagsüber ein großes Fest statt. Die Besucherinnen und Besucher verlassen das Gelände nun gleichzeitig mit uns, was zu vielen weiteren Selfies führt. Teilweise drücken mir Eltern ihre kleinen Kinder in den Arm, die Kinder finden das nicht so toll und weinen. Jetzt bin ich also das Schreckgespenst für die ganz Kleinen 😅. Die jungen Mädchen haben da aber keine Scheu mehr. Sie rufen uns fröhlich zu, schütteln uns die Hand und freuen sich über Fotos mit uns. Und wir über Fotos mit ihnen. Zu schön sind doch die Kleider und ihr Schmuck, so leuchtend bunt die Farben.
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
Der Sonntag beginnt früh, schon um 5:45 Uhr werden wir vom fleißigen Tuktuk-Fahrer Ravi abgeholt. Gemeinsam trinken wir noch einen Kaffee in einer der Straßenküchen, dann steigen Martin und ich den Berg zum Shiva Tempel hinauf. Hier wollen wir den Sonnenaufgang erleben. Trotz der Dunkelheit ist der Weg klar erkennbar. Das liegt zum einen daran, dass die Sterne hell leuchten, zum anderen leuchten aber auch viele Taschenlampen, denn jede Menge Leute haben die gleiche Idee wie wir.
Morgens ist es noch angenehm kühl, bis wir oben sind ist uns dann aber schon warm geworden. Im Tempel bekommen wir noch einen kurzen Segen, dann steigen wir aufs Tempeldach. Langsam geht die Sonne hinter den grünen Hügeln auf, der Fluss zieht sich als blaues Band durch die Landschaft und die großen Ruinen wirken ganz klein.
Wir fahren zurück ins Banana Farm House zum Frühstücken. Anschließend brausen wir mit dem Tuktuk ins Umland von Hampi, durch die grünen Reisfelder zu einem Hanuman Tempel, der auf einem Berg liegt.
Gemeinsam mit vielen vielen Inderinnen und Indern schieben wir uns Stufe für Stufe nach oben. Immer wieder wird 'jai Shrima' gerufen, gemurmelt und gesummt während die Sonne auf uns brennt. Zum Ende hin müssen wir uns noch unter einem großen Felsen durchquetschen, zusammen mit den Massen kommt man sich schon näher 😳.
Oben angekommen stellen wir fest, dass hier eher der Weg das Ziel war und steigen schnell wieder ab. Runter geht es wesentlich leichter und jetzt haben die Leute auch wieder Lust auf Selfies.
Wir fahren nochmal kurz für einen Abstecher nach Hampi zurück, besuchen das Queens Bath und eine weitere, kleine Ganesha Statue. Danach treffen wir unseren Fahrer Veeresh wieder. Das Auto ist poliert und repariert, der Keilriemen war gerissen. Wir machen uns auf den Rückweg nach Bangalore. Sobald wir im Auto sitzen dösen wir erst mal ein bisschen, die Sonne und die frische Luft machen müde.
Nach zwei Stunden Fahrt ist eine kurze Essenspause angesagt - die rohe Zwiebel nimmt dem bestellten Curry etwas die Schärfe 😅.
Im Sonnenuntergang erreichen wir Bangalore. Das war ein wirklich toller Wochenendtrip. Jetzt freuen wir uns auf unsere Wohnung, eine Dusche und ein Kingfisher Bier.
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