Es ist Montagmorgen, 9:30 Uhr am 16 Januar. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Griha Pravesh Puja, eine rituelle Zeremonie, mit der man sich für das Zuhause bei den Elementen, die dafür weichen mussten, bedankt. Das Haus wird von negativen Energien gereinigt und das Ritual soll Freude und Wohlstand bringen.
Der Priester kommt gemeinsam mit einem Begleiter in unsere Wohnung. Schnell ist der richtige Platz für das Gebet gefunden und die beiden bereiten alles vor. Danach wird Martin traditionell eingekleidet. Die Puja beginnt.
Wir bekommen beide einen Punkt auf die Stirn. Dann spricht der Priester die ersten Gebete und erklärt uns, was wir tun müssen. Sein Gebet begleitet er teilweise mit ohrenbetäubendem Glöckchengeklingel.
Wir starten mit einem rituellen Händewaschen, begleitet von seinem angenehm rhythmisch klingenden Gebet. Anschließend trinken wir einen Schluck des Wassers. Der Priester betet, er huldigt die kleine Ganesha-Statue mit Blumen und Reis. Die Ganesha-Statue bekommt ebenfalls einen Punkt auf die Stirn. Zwischendurch stehen wir auf und drehen uns langsam im Uhrzeigersinn um die eigene Achse. Dabei bitten wir um Schutz.
Immer wieder wird auch ein bisschen Banane von dem vor uns stehenden Obstkorb mit in das Ritual eingebunden. Vermutlich gilt das auch als Zeichen der Opfergabe? Morgen frage ich bei meinen Kollegen noch einmal nach Details.
Auch wenn wir bestimmt nicht immer alles richtig machen, fühlt es sich gut an. Der Begleiter erklärt uns, was wir tun sollen und welche Gebete aus welchem Grund gesprochen werden.
Gemeinsam gehen wir zur Eingangstür. Auch diese wird entsprechend gesegnet und der Priester zeichnet flink mit Rangoli - Muster aus Sand oder Kalkstein - vor die Tür. Anschließend treten wir mit dem rechten Fuß voran über die Schwelle.
Als nächstes gehen wir in die Küche. Den Herd durften wir vor der Zeremonie noch nicht nutzen und wir dürfen zum Zeitpunkt der Zeremonie kein Fleisch oder Fisch im Haus haben. Fällt mir als Vegetarier eher nicht so schwer 😉. Wir setzen einen Topf Milch auf. Diese muss so lange kochen bis sie überläuft. Während wir die Milch beobachten, betet der Priester weiter vor dem Ganesha Bildnis.
Ganesha ist der Gott und Herr der Hindernisse - er kann sie setzen und beseitigen. Er ist der erste Gott zu dem man betet. Wir hoffen, dass er uns nur Hindernisse setzt, mit denen wir umgehen können und hilft die andere Hindernisse zu beseitigen.
Kurz bevor die Milch überkocht, schmeißen wir beide eine große Hand voll Zucker in den Topf.
Nachdem die Milch übergekocht ist, wird noch ein bisschen gebetet und reinigendes Wasser vorbereitet. Martin bekommt kleine Körner, ich ein Räucherstäbchen und der Priester nimmt das vorbereitete Wasser. Damit laufen wir gemeinsam durch die Wohnung, der Priester segnet die Räume mit dem Wasser, Martin wirft die Körnchen und ich räuchere in jedem Zimmer ein bisschen mit dem Räucherstäbchen.
Bald danach ist das Ritual beendet. Wir freuen uns sehr, dass wir es erleben durften!
Die Puja-Zeremonie richtet sich an die hinduistische Gottheit Ganesha. Wer wissen möchte, warum diese mit einem menschlichen Körper samt Elefantenkopf dargestellt wird, sollte unseren Artikel Ganesha, der beliebteste Gott lesen.
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