Schlüsselübergabe: Unser Umzug ins Appartement

Da ist er, der Moment der Schlüsselübergabe: Irgendwie super unspektakulär. Nach dem Geschunkel um die Übergabe - links, rechts, vor, zurück (jedes bayrische Volksfest wäre vor Neid erblasst) - hätte ich mir eigentlich ein bisschen mehr erwartet.

Wie es dazu kam? Kurz gesagt wie folgt:

In Indien ist es normal eine Kaution zu hinterlegen, ähnlich wie in Deutschland - nur wesentlich höher. Man (also eigentlich meine Firma) hinterlegt 11 Monatsmieten als Kaution.  Ich arbeite für eine große Firma, mit sehr vielen Prozessen, die sehr lange dauern können und die konsequent verfolgt werden müssen. Hier gab es offenbar ein paar Missverständnisse oder andere Verzögerungen, wie zum Beispiel die Weihnachtszeit und auch indische Feiertage. Wie auch immer, die Kaution wurde noch nicht bezahlt. 

Die darauffolgende Klärung - die zwischen dem Agenten, dem Vermieter, der Personalabteilung, meinem Chef, dem Standortleiter und uns dann stattgefunden hat - ist legendär. Unzählige WhatsApp Nachrichten, Emails, Anrufe an unseren Standortleiter am Wochenende und viel Unterstützung später, sind wir am Samstag Nachmittag um 15:00 Uhr in der Wohnung. 

Tatsächlich sind dann alle Parteien da. Neben den Vermuteten- dem Vermieter Vishwanath, seiner Frau Sowmya, uns beiden und dem Agenten Murali - sind noch zwei weitere Parteien, von denen wir nichts wussten, dabei. Die Übergabe läuft dann relativ problemlos und die Schlüsselübergabe unspektakulär. Zack zack werden zwei Maids geholt, die dann eigentlich das Cleaning übernehmen sollen. Sie sind genauso schnell wieder weg wie sie gekommen sind. Außerdem werden noch Elektriker geholt, die die letzten Installationen übernehmen. 

Wir sind also sehr zuversichtlich, dass wir, wie geplant am Sonntag einziehen werden.

Es war vereinbart worden, dass die Matratzen im Gästezimmer gereinigt werden und wir im Master Bedroom eine neue Matratze bekommen. Wegen der fehlenden Kaution hatte der Vermieter alle Aktivitäten gestoppt. Samstagnachmittag bemüht er sich dann aber, die versprochenen Arbeiten noch ausführen zu lassen.

Aufgrund des Feiertages kann die Matratze am Sonntag nicht mehr geliefert werden. Also verlängern wir unser Hotel eine Nacht. Trotzdem fangen wir am Sonntag an, unser Gepäck und die Tonnen an Einkäufen (Handtücher, Putzmittel, Geschirr, Deko etc) aus dem Sheraton Hotel zum Apartment zu fahren.Dass nicht alles in ein Auto geht war klar. Wir stellen uns also auf mindestens drei Fahrten ein. Am Ende sind es dann vier oder fünf. Aber wer zählt schon...

Die Reinigungsarbeiten im Apartment, so dachten wir, wären abgeschlossen. Also wollen wir nur noch einmal durch den Kleiderschrank wischen und dann einräumen. Vier Eimer Schmutzwasser später, ist der Kleiderschrank dann sauber. Jetzt fehlen uns nur noch die Kleiderbügel...

Währenddessen ist der Mann, der für die Matratzenreinigung zuständig ist, im Nebenzimmer. So lange bis ihm auffällt, dass er keinen Eimer dabei hat. Er fährt also einen Eimer kaufen, kommt kurz darauf wieder und shampooniert die Matratzen. 

Währenddessen bestellen wir 15 Liter Wasser. Das Leitungswasser in Indien dürfen wir nicht trinken, zum Zähneputzen verwenden oder zum Waschen von Geschirr. Da der Wasserreinigungsfilter in unserer Wohnung noch nicht ausgetauscht ist, benötigen wir Wasser aus Kanistern, welches ich per App bestelle.

Weil wir gerade dabei sind, bestelle ich dann noch ein paar Grundnahrungsmittel. Und Milch. Diese brauchen wir für das Einweihungsritual Montag früh. Da kommt ein Priester zur Puja zu uns. Als die Lieferung kommt und wir den Kühlschrank aufmachen, stellen wir fest, dass dieser weder sauber ist, noch gut riecht. Also putzen wir als nächstes den Kühlschrank. Auch die Küchenschränke sind leider nicht sauber, geschweige denn die Schränke im Wohnzimmer. Irgendwann geben wir auf. Hoffentlich kommt morgen Service, der uns mit all dem hilft. 

Wir bestellen uns Mittagessen und warten auf unseren Tisch, der noch geliefert werden soll. Es kommt ein Tisch. Der Falsche. Er wird wohl in dieser Woche noch ausgetauscht, denn ich finde ihn echt nicht schön.

Müde geht es ins Hotel zurück. Nachdem es dort auch noch kurz Aufregung gibt - wegen unserer Verlängerung, die es leider nicht bis ins System geschafft hat - beginnt endlich der Feierabend. Wie lassen den Tag an der Bar im Sheraton ausklingen. Morgen treffen wir die Vermieter noch einmal und hoffen, dann alles klären zu können. 

Wir freuen uns sehr, endlich ins Apartment zu ziehen. Es wird unser gemütlicher Rückzugsort werden. 

Trotz allen Schwierigkeiten, die wir heute hatten, muss ich echt sagen, dass die Leute wahnsinnig freundlich und hilfsbereit sind. Auch wenn nicht alles klappt wie wir uns das vorstellen, sind wir doch immer von freundlichen und zuvorkommenden Menschen umgeben, die uns auch die Herausforderungen mit etwas mehr Leichtigkeit nehmen lassen.

Ob die Missverständnisse zur Wohnung daran liegen, dass wir kulturell bedingt unterschiedlich kommunizieren, können wir noch nicht sagen. Auf jeden Fall waren sehr viele Parteien im Spiel. Wie bei dem Kinderspiel 'Flüsterpost' geht von der ersten bis zur letzten Person der Kette immer ein bisschen etwas verloren und am Ende kommt nur mit Glück etwas an, das dem anfangs Gesagtem ähnelt. Da die Kommunikation über so viele Zwischenstellen ging, ist es nicht verwunderlich, dass am Ende nicht alles so verstanden wurde, wie es am Anfang gemeint war. 

Was wir auch dieses Wochenende erleben durften, sind die unglaublichen Möglichkeiten an digitalen Services. Man kann nahezu alles per App bestellen. Lebensmittel haben wir uns direkt nach Hause bestellt und auch ein Lunchpaket. Vor dem Einweihungsritual darf auf dem Herd nämlich nicht gekocht werden. Auch der Einlass in die Community erfolgt per App. Ist jemand an der Pforte, erhalten wir eine Nachricht. Wir können per Handy der Person den Zutritt zum Gelände erlauben oder verwehren. Mal sehen, vielleicht können wir ja morgen sogar einen Reinigungsdienst per App bestellen? 

Du möchtest wissen, wie es nach dem Einzug weitergeht? Dann erlebe, wie eine traditionelle Zeremonie für einen guten Haussegen in unserem Appartement sorgen soll: Pooja - rituelle Reinigung für einen guten Start.